Bibliographie
Marijpol:
«Hort»ISBN 978-3-03731-242-1
368 Seiten, einfarbig in unterschiedlichen Pantone-Tönen gedruckt
17 × 24 cm, Softcover1. Auflage: September 2022
Beschreibung
‹Hort› erzählt von drei Frauen Ende dreissig, die in einer Wohngemeinschaft leben. Ihr Lebensentwurf orientiert sich nicht an Partnerschaften oder fruchtbaren Jahren, sondern an ihrer grösstmöglichen privaten und beruflichen Unabhängigkeit. Ihre aussergewöhnlichen Körper tragen die Frauen mit Selbstbewusstsein: Petra ist Bodybuilderin und extrem muskulös, Ulla ist riesig und dick und Denise hat mit einem Schlangenarm ihren Körper modifiziert. Ihr Aussehen widerspricht üblichen Normen von Schönheit und Weiblichkeit und bestimmt durch seine Besonderheit ihr Leben mit. Als die Freundinnen drei verlassene Kinder aus der Nachbarschaft kennenlernen, bewegen sich ihre Gefühle zwischen besorgter Fürsorglichkeit und steifer Befangenheit. Die Frauen sind keine typischen Mutterfiguren, dennoch fühlen sie sich für die Kinder zuständig …
«Als ich das erste Mal den Titel des neuen Comics von Marie hörte — ‹Hort› —, stellte ich mir allerlei mystische Dinge vor: ein Hort für seltsame Kreaturen, wo etwas wächst, vielleicht sogar etwas Unheimliches …? Die Charaktere sind auf den ersten Blick seltsam. Sie sind sehr klein oder sehr gross, haben Schlangengliedmassen, haben einen atemberaubend muskulösen Körper, haben Noppen auf dem Kopf oder fellige Gesichter — um nur ein paar der äusseren Merkmale zu nennen. Wenn man nun aber die gesamte Geschichte um die Freundinnen Petra, Denise und Ulla und deren Nachbarskinder Jörg, Ilse und Dieter liest, steht auf einmal anderes im Vordergrund: der Wunsch nach Familie, der Wunsch nach keiner Verantwortung, der Wunsch, den eigenen Körper so zu transformieren, dass er einem inneren Selbst entsprechen möge, der Wunsch nach Kindern, die Wünsche von Kindern, der Wunsch, das Gegenüber wünschte das Gleiche wie man selbst. […] Marie beschreibt in ihren immersiven Zeichnungen deutlich, wie schmerzlich Sehnsüchte sein können, wie sie sich im selben Moment aber auch in Luft auflösen und Platz für Neues machen können, wenn man es nur zulässt. Das, was alle Figuren durch alles Unerwartete und Uneinlösbare bringt, ist vor allem der starke Verbund der drei Freundinnen, die bedingungslos bereit sind, sich in allen Entscheidungen zu unterstützen. Egal ob das, was für die eine Figur eine unerwartete, ungewollte Überraschung ist, ein sehnlicher Wunsch der anderen ist. Ein aufregendes, erzählerisch komplexes, seltsam und toll gezeichnetes und — auch wenn Marie es selbst vermutlich nicht so nennen würde — queeres Buch, dass im absoluten Widerstand zu allen Normativen steht, die uns tagtäglich umgeben.» — Johanna Maierski, Druckerin und Verlegerin von Colorama, mit deren Kooperation wir ‹firebugs› von Nino Bulling verlegt haben.
Auszeichnungen
Platz 5 bei den zehn besten Comics des 3.Quartals. rbb Kultur
Presse
«‹Es ist erlaubt, mehrere Sachen gleichzeitig zu fühlen, oder?›, fragt Denise Petra, als diese nicht weiss, ob sie wütend oder glücklich ist. Ein zentraler Satz für ‹Hort›. Nicht immer ist alles so eindeutig und klar definierbar, wie man es gerne hätte, und die besten Lösungen passen oft in keine Schublade. Klar ist: Marijpol hat mit ‹Hort› einen Comic geschaffen, der mindestens ebenso aussergewöhnlich und bemerkenswert ist wie seine Protagonistinnen.» Rilana Kubassa, Tagesspiegel
«In dieser körperpositiven Zeit, die so vieles eingemeindet und domestiziert, tut es gut, Fremdes wieder als unheimlich zu erleben. Mancher Reiz braucht die Distanz. Zudem hat das offensive Wohlwollen vieler gender- und körpertypischer Menschen gegenüber den ‹anderen› immer auch etwas Paternalistisches.
Die Supermonsterfrauen in ‹Hort› sind bei aller weirdness so rührend lieb, dass man sie einfach mögen muss – die Spannung zwischen Abscheu und Sympathie macht das Buch interessant. Diese Spannung wird nicht durch Identitätsdebatten oder andere Deutungskämpfe aufgelöst, stattdessen gibt es einen freundlichen Pragmatismus: der einer Giftschlange schon mal einen Maulkorb verpasst oder einen Schlangenhort als Kita akzeptiert.» Martina Knoben, Süddeutsche Zeitung«[…] Das ist fast zu schön, um wahr zu sein, und was nun wirklich schön ist, das ist, dass am Ende wieder alle Erwartungen und aller in Marijpols Gesellschaftsbeobachtung spürbaren Skepsis die Sache gut ausgeht. Und was der Gipfel ihres Erzählgeschick ist: Wir bekommen die Mutter der drei Kinder nie zu Gesicht und gewinnen sie trotzdem lieb. Warum, das ist mir bis heute immer noch nicht klar. Aber es ist so.» Andreas Platthaus in seinem FAZ Blog
«Die Zeichnungen in Bleistiftästhetik atmen Wärme und zeugen von Virtuosität. Die Panelanordnung variiert, Bewegungen fliegen förmlich über die Seiten, das Lettering fügt sich organisch ins Gesamtbild ein und eingeschobene ganzseitige Zeichnungen voller Details laden das Auge zum Verweilen ein. Ein Epos von Gefühlen und Selbstreflexion, fein beobachtet und toll erzählt.» Amelie Persson, Missy Magazin
«In jeder Hinsicht ein fantastischer Comic!» Peter Müller, Die Rheinpfalz
Marie Pohl im Gespräch mit Gesa Ufer, Deutschlandfunk Kultur
«Den Bildern — in zartem, queer-feministischen Lila — ist das Vergnügen anzusehen, das sie beim Zeichnen ihrer Supermonsterfrauen hatte. Die Grenzen der Body Positivity reizt sie damit maximal aus.» Fritz Göttler und Martina Knoben, Die besten Comics für den Herbst, Süddeutsche Zeitung
«Braucht man Kinder zum Muttersein, Marie Pohl?» Interview von Julia Falkenbach, noz
«‹Hort› ist derzeit der beste Comic-Roman zum Thema Gender, optimierte Körperwelten, Lifestyle, Kinderwunsch und Wunschkinder. Erzählt in psychedelisch verschleiertem Lila, wolkigen Schatten und weicher Linienführung […]» Christoph Bannat, TEXTEM